Brunner, Robert: Älternlügen

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sind in Europa zwei Generationen von Menschen herangewachsen, deren direkte Vorfahren die beiden Urkatastrophen der jüngeren Geschichte, die beiden Weltkriege, erlebt und durchlitten haben. Persönlich, geschichtlich und politisch aufgearbeitet haben das, bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein, zunächst nur wenige dieser Menschen, nicht die, die dabei waren, und auch nicht die, die ihnen nachgefolgt sind. Das Leichentuch der Geschichte wurde über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgebreitet. Da war nur ein großes Nichts, ein donnerndes Schweigen. Das waren die Vorfahren mit der verborgenen, verschwiegenen, und auch verlogenen Geschichte. Und ihre Kinder und Enkel sind die Generationen mit den geschichtslosen Vorfahren, den Vorfahren ohne Vergangenheit. Der Autor gehört dazu. Das Buch ist zu verstehen als Roman, als Familienroman, auch wenn der Geschehensablauf nicht vollständig frei erfunden ist. Das Buch beschreibt eine Lebenslinie mit den daraus erwachsenden Gefühlen und Emotionen, ein Schicksal, wie es eine ganze Generation erlebt und durchlebt hat. Diese Generation wird von manchen Autoren eingegrenzt auf die zwischen 1933 und 1945 Geborenen.