Tochter des Scharfrichters
Die Geschichte spielt in Bern und Freiburg im Breisgau des 17. / 18. Jahrhunderts.
Noch wird im Namen der Gerechtigkeit und Ordnung verbrannt, gevierteilt,
erhängt, gefoltert. Das Amt des Henkers vererbt sich vom Vater auf den
Sohn, den Schwiegersohn. Aus der Sicht der 'Musche', der Scharfrichterstochter
Josiane, wird die Zwiespältigkeit dieses Standes aufgezeigt, der einerseits
gekennzeichnet ist von der Ächtung und Ausgrenzung durch die Gesellschaft,
andererseits von der spirituellen Kraft des übersinnlichen. Josiane gibt
uns Einblick in die Verhältnisse und Regeln eines Henkerhaushaltes, lässt
uns teilhaben am Entscheid ihres Bruders, der diese Arbeit ablehnt, an
der Begegnung mit dem buckligen Mathieu, an ihrer Trauer um den Geliebten,
den Täufer-Anhänger Martin, am Leid einer aufgezwungenen Ehe. Die Sorge
um ihre Tochter Barbara lässt sie schließlich ihren Stand verleugnen, ungeachtet
der sich daraus ergebenden Gefahren und Schwierigkeiten, und führt sie
in der Folge als Magd auf einen Bauernhof. Erzählt in der Ich-Form - abwechslungsweise
von Josiane und anderen Beteiligten - zeichnet sich der Kampf einer Frau
ab, deren höchstes Ziel das Wohlergehen ihres Kindes ist. Josiane hat Lebensmut
und Eigenständigkeit, Charakterzüge einer modernen Frau. Sie beweist in
ihren Schilderungen eine grosse Offenheit und Weitsicht und vermag damit
der vorherrschenden Schicksalsgläubigkeit jener Zeit eine positive Kraft
entgegenzusetzen.