Der jüdische Witz nimmt in der Weltliteratur eine Sonderstellung
ein. Er ist tiefer, bitterer, schärfer, vollendeter, dichter,
man kann auch sagen, dichterischer als der Witz anderer Völker.
Er ist niemals Witz um des Witzes willen, immer enthält
er eine politische, religiöse, soziale oder philosophische
Kritik; und was ihn so faszinierend macht: er ist zugleich Volks-
und Bildungswitz, jedem verständlich und doch voll tiefer
Weisheit. Durch Jahrhunderte war der Witz die einzige und unentbehrliche
Waffe des sonst waffen- und wehrlosen Volkes. Es gab zumal in
der Neuzeit - Situationen, die von den Juden seelisch und geistig
überhaupt nur mit Hilfe ihres Witzes bewältigt werden
konnten. So läßt sich behaupten: der Witz der Juden
ist identisch mit ihrem Mut, trotz allem weiterzuleben. - Salcia
Landmann hat es unternommen, die verstreuten und oft nur mündlich
überlieferten jüdischen Witze zu sammeln und zu ordnen.
Ihrer Auswahl, die alle thematischen Bereiche umfaßt, geht
eine soziologische Interpretation voraus, in der zugleich über
Herkunft, Geschichte und Niedergang des jüdischen Witzes
berichtet wird.